Debütalbum von The Heatherlys, „Neon Neverland“
Die eine Hälfte von The Heatherlys ist kein Geringerer als Eric Heatherly. Country-Kenner wird dieser Name vertraut sein, immerhin bereichert der Ex-Shania Twain-Gitarrist seit Beginn der 2000er Jahre die Nashville-Gemeinde mit seinem ureigenen Sound. Ein Klanggebräu, in dem sich Zutaten aus Rockabilly, Country-Rock und melodiösem Folk-Pop ausmachen lassen. Bereits mit seinem ersten, von Keith Stegall (Alan Jackson) co-produzierten Album „Swimming in Champagne“ stürmte er in die Country-Charts und Singles wie die Statler-Brothers-Adaption „Flowers on the Wall“ belegten ebenfalls Spitzenplätze in den Bestenlisten.
Eric Heatherly hätte dieses Konzept weiterspinnen können. Doch der 1970 in Chattanooga, Tennessee, geborene Mann ist ein Suchender. Dazu ist er ein hoffnungsloser Romantiker mit einem ausgeprägten Faible für den Vintage-Style: Hot-Rod-Cars, schwarz-weiße Florsheim-Schuhe, Elvis-typische Kotletten und Tolle. Dieser längst zeitlose Rock ’n‘ Roll-Stil dürfte es auch gewesen sein, der seiner Ehefrau Lindsey beim ersten zufälligen Treffen ins Auge gestochen ist. Denn die blonde Südstaaten-Künstlerin ist genau wie Eric vom Klang- und Stilbild der 50er und 60er Jahre fasziniert. Was lag da näher, als ihre beiden Solo-Karrieren zu The Heatherlys zu verschmelzen?
„Neon Neverland“ 13 Tracks in perfekter Harmonie
Es war, wie „Neon Neverland“ jetzt belegt, eine gute Entscheidung. Denn die beiden liegen nicht nur in Modefragen auf einer Wellenlänge. Sie ziehen auch musikalisch an einem Strang und harmonieren in den 13 Tracks ihres Debüt-Albums perfekt. Mehr noch: Eric und Lindsey werfen sich gegenseitig die harmonischen Bälle zu, sie ergänzen und pushen sich und holen als singendes Ehepaar das Beste aus dem Gegenüber heraus.
Bereits der Opener und Titeltrack setzt ein musikalisches Glanzlicht: Ein romantischer Country-Rock-Song, der an sonnige Highways denken lässt. Wie sehr sich die beiden dem Style vergangener Tage verschrieben haben, machen sie in dem von 90er Jahre Country-Klängen geprägten „Vintage Hearts“ deutlich – vielleicht so etwas, wie ihre persönliche Hymne. Gelegentlich drücken The Heatherlys auf „Neon Neverland“ auf die Tube. So etwa in dem robusten Blues „Daily Driver“ und in – der Titel ist Programm – „Honky Tonk Rock ’n‘ Roller“. Für ein weiteres Highlight sorgt der an die Mavericks erinnernde Track „Extinction“, bei dem sie sich einen guten, alten Bekannten ins Studio geladen haben: Slide-Virtuose Lee Roy Parnell. Der Song beweist, dass der „Clapton des Country“ bis heute nichts von seiner Kunstfertigkeit eingebüßt hat.