Als The Lennerockers 1992 „…and Friends“ veröffentlichten, gehörte die Band längst zu den besten und erfolgreichsten Aushängeschildern der deutschen Rock ’n‘ Roll- und Country-Szene. Es war bereits das vierte Album der 1984 gegründeten Band aus Hagen-Hohenlimburg – und das bis dato Beste. Das Werk hielt packende Versionen aus der Rock ’n‘ Roll- und Country-Literatur bereit, Songs wie „Hot Dog aus der Feder von Buck Owens, das von Leiber/Stoller geschriebene „Don’t Leave Me Now“ oder Bill Monroes’ fantastisches „Rocky Road Blues“. Drei Jahre später knüpften The Lennerockers mit „…and Friends, Volume 2“ nahtlos an diesen Erfolg an. Beide Alben erlangten in der Szene absoluten Kultstatus. Nachdem sämtliche Auflagen verkauft waren, griffen viele Fans tief in die Kasse, um eines dieser begehrten Sammler-Objekte zu erstehen.
Dennoch konnte sich das hervorragend eingespielte Quintett nicht zu einem Nachpressen der Alben entschließen. Die Band war kreativ und nahm weitere erfolgreiche Alben und DVDs auf. Und sie war fleißig. Bis heute gehen auf das Konto von The Lennerockers rund 2.500 Live-Auftritte sowie mehr als 60.000 verkaufte Tonträger.
Diese imposante Zahl dürfte jetzt sogar noch sprunghaft ansteigen. Denn die Band um Sänger Michael „Ele“ Koch und Gitarrist Frank „Butti“ Butgereit hat endlich ein Einsehen mit den Fans und präsentiert “ …and Friends“ und „…and Friends, Volume 2“ in neu gemasterter Version als Doppel-CD. Zehn erstaunliche Bonustracks inklusive.
Erstaunlich ist, rückblickend, immer noch die illustre Gästeschar, die „Friends“, die sich hier mit den norddeutschen Fifties-Jüngern im Studio zusammen getan haben. Es ist die internationale Crème de la Crème des Roots-Rockabilly. Musik-Rebellen wie der aus Schottland stammende Sandy Ford, der mit seiner Band The Flying Saucers in seiner Heimat einige Kapitel Musikgeschichte geschrieben hat. Oder der Brite Freddie „Fingers“ Lee, der in 2014 als echte Rock ’n‘ Roll-Legende verstarb. Mit ihm nahmen sie neben dem bereits erwähnten „Rocky Road Blues“ auch seine fantastische Eigenkomposition „Chills“ neu auf. Wenige Jahre nach der Zusammenarbeit mit The Lennerockers segneten auch die amerikanische Rockabilly Ikone Johnny Carroll und die aus Alabama stammende Hillbilly-, Rockabilly und Gospel-Königin Rose Maddox das Zeitliche. Zu ihren bemerkenswertesten Hinterlassenschaften gehören die Aufnahmen mit The Lennerockers. Man nehme nur die genauso temperamentvolle, wie authentische Version des Klassikers „Who Do You Love“, die Carroll genauso in Höchstform zeigt, wie bei der Interpretation des Allman Brothers-Kult-Songs „Midnight Rider“.
Andere Töne schlugen The Lennerockers natürlich bei den Sessions mit Rose Maddox an. Die Grand-Dame der amerikanischen Roots-Musik war zu dem Zeitpunkt schon knapp 70 Jahre alt – aber gesanglich noch topfit, wie sie in einem fantastischen „Gospel-Meddley“ belegte, bei der ihr Christian Schimanski – als weiterer „friend“ – an der Pedal Steel-Guitar assistierte. Zu den weiteren Freunden der in Pottnähe angesiedelten Rockabilly-Seilschaft gehören nicht minder renommierte Acts. Zum Beispiel Johnny And The Roccos, der Klavier-Virtuose Andy Lee, der aus Amerika stammende, längst in Europa lebende Orville Nash oder die aus Bielefeld stammende Doo Wop-Formation The Crystalairs. Für ein instrumentales Highlight sorgt bei der Eigenkomposition „The Quarter“ Chris Kramer an der Blues-Harp.
Für Fans der Lennerockers, aber auch für alle Freunde erdiger Rockabilly- Country- und Rock ’n‘ Roll-Klänge, bietet das Album absolute Vollbedienung: 28 Original-Songs plus 10 Bonustracks – und dazu ein Wiederhören mit so manch in Vergessenheit geratener Legende. Das zeugt von Größe, von Respekt. Und ebnet den Weg der Lennerockers, selbst Legenden-Status zu erlangen.